MADSEN MADNESS

Edelmann Und Willmann

Anna Edelmann und Thomas Willmann

Journalist:innen, u.a. für “Artechock”

Es ist gut, dass wir auf Filmfesten meist im Team unterwegs sind. Soll ja vorkommen, dass man nicht jeden Tag jede Pressemail ganz durchliest. Und dass da, wie 2016, mitten im Festival mal in einem der letzten Absätze nebenbei erwähnt wird, dass einer unserer großen Helden spontan auf dem FFMUC vorbeischaut. Weil eine Doku läuft, in der er ein paar Sätze sagt.

In so einem Fall kann dann die Eine – die das gelesen hat – zum Telefon greifen. Und einen sehr verwirrten Menschen anbrüllen: “THOMAS! HEUTE IST MICHAEL MADSEN AUF DEM FILMFEST!!!” Das Ganze nochmal mit der richtigen Nummer und dem richtigen Thomas wiederholen. Und dann können beide die Tagesplanung über den Haufen werfen und Signierbares ins Ränzlein packen.

Die Doku war Hermann Vaskes DENNIS HOPPER: UNEASY RIDER – und bei den Q&As nach den Vorstellungen begriffen wir, warum diese dem vermeintlichen “American Badass” Madsen genug am Herzen gelegen war, dafür anzureisen. Man erlebte einen gerührt und sentimental weinenden Haudegen, der um seinen Freund Dennis Hopper trauerte.

Beim Autogrammegeben lächelte er dann wieder – schon bei der “THE HATEFUL 8”-Soundtrack-LP (“Nein, das ist nicht die Laserdisc, Michael!”). Noch mehr aber bei der CD mit Madsens Poesie. Er hat die Gedichte darauf selbst geschrieben, selbst vorgetragen. Und wenn man sich die Webseite ansieht, auf der die CD offiziell verkauft wird, hat er sie wohl auch selbst gebrannt, verpackt und frankiert.

Nichts gegen Rote Teppiche, CineMerits, Black-Box-Gespräche. Aber so mögen wir das FFMUC am liebsten: Wenn man Leinwand-Idole ganz unverhofft von einer anderen Seite erlebt und Facetten jenseits ihrer etablierten Persona zu schätzen lernt.

Apropos: Wir hoffen noch immer auf eine offizielle FFMUC-Lyriklesung mit Madsen!

BS 4197