Ein Porträt zum Dessert

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Christoph Gröner

Künstlerischer Leiter des FILMFEST MÜNCHEN

Zum Filmfest 2009 hatte ich TUTTA LA VITA DAVANTI von Paolo Virzì eingeladen, eine wunderbare Zeitgeistkomödie über eine junge Frau, die nach ihrem Philosophiestudium erstmals nach einer festen Arbeitsstelle sucht und letztlich in einem Callcenter landet. Paolo Virzì ist ein großartiger, mehrfach preisgekrönter Regisseur, der in diesem Film untersucht, welche Berufsperspektiven junge Menschen, nicht nur in Italien, auf dem Arbeitsmarkt haben – eine Frage, die uns natürlich auch heute beschäftigt.

Ich weiß noch, wie Paolo Virzì  2009 ankam: Er hat eine massive körperliche Präsenz, Glatze, ein breites Lachen. Kurz nach seiner Ankunft meinte er, dass er unbedingt bayerisch essen gehen möchte. Gemeinsam mit dem deutschen Verleiher von TUTTA LA VITA DAVANTI sind wir dann ins Wirtshaus in der Au. Dort haben wir eine gemischte Fleischplatte bestellt, riesige Würste, saftiger Braten, ein wahres Schlachtfest. Dazu Bier.

Während des Essens hat Paolo Virzì sich einen Umschlag genommen und begann, im besten Fellini-Stil vor sich hin zu zeichnen. Fellini hat ja sowohl zur Vorbereitung seiner Filme als auch privat alles Mögliche gezeichnet; das ist bei Paolo Virzì offenbar nicht anders. Jedenfalls schob er mir nach einiger Zeit ein Bild herüber… Es war für mich ein absolut italienischer Moment: dass wir miteinander plauderten und lachten und er so ganz nebenbei ein Porträt von mir gezeichnet hatte.

Zeichnung Christoph