ES GING UM DIE WURST

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Evelyn Voigt-Müller

Leiterin der Kommunikationsabteilung des Filmfests seit 2016

2020: nach einer noch vollkommen sorglosen Berlinale ist es plötzlich da, das Virus, das unser aller Leben für mehr als zwei Jahre komplett auf den Kopf stellen sollte. Pandemie, Lockdown, große Unsicherheit – natürlich auch im Filmfest-Team. Was wird aus unserem geliebten Filmfest? Nachdem alles mehrfach hin- und hergewendet war, blieb uns schließlich nichts anderes übrig, als am 6. April das Festival abzusagen. Das war die bislang schwerste Pressemeldung, die ich schreiben musste.

Aber das wunderbare Filmfest-Team wäre nicht das wunderbare Filmfest-Team, wenn es nicht versucht hätte, doch noch etwas auf die Beine zu stellen. Und so poppte das Festival im Juli und August 2020 gleich achtmal auf: Pop-up-Weltpremieren-Sommerkino im Pop-up-Autokino mit Premierengästen in einem roten Cabrio – unserem Red Car, gesteuert von den Red-Car-Pets Christoph Gröner und Julia Weigl –, dem ich ein FFM-Nummernschild gebastelt hatte, das dann sogar eine Autobahnfahrt zurück nach München überlebte (zum Glück war die Kollegin nicht in eine Fahrzeugkontrolle geraten 😊).

So trafen wir und unser treues Publikum uns also hinter dem Zenith im Norden Münchens auf einem großen Schotterplatz vor einer großen Leinwand. Alle brav in ihren eigenen oder geliehenen Autos mit leckeren Burgern und Cola versorgt, einige auf den weit auseinander stehenden Liegestühlen sitzend in den vorderen Reihen. Wildes Hupen und Lichthupen als Applaus. Gäste, die vor Glück weinen mussten, eine riesige Leinwand, die nach Sturmwarnung am Nachmittag dann abends mit vereinten Kräften wieder aufs Rig gespannt wurde. Eine Armada blankpolierter Oldtimer bei Klaus Lemkes EIN CALLGIRL FÜR GEISTER. Metal-Fans, die LORD & SCHLUMPFI huldigen. Und dann noch eine Hommage an die bayerische Wurst von einem dänischen Veganer: Ulrich Thomsen brachte uns GUTTERBEE mit, eine abgedrehte Satire über zwei Spinner, die in der amerikanischen Provinz ein Restaurant ausgerechnet für deutsche Wurstspezialitäten eröffnen wollen.

Nun, manchmal muss man verrückte Ideen einfach verwirklichen… diesen Festival-Sommer werde ich nie vergessen! Es lebe das Kino und es lebe unser verrücktes, tolles Team!