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Wolfzeit
Michael Haneke versteht es wie nur wenige, einen Zustand der Entspanntheit und Unbekümmertheit innerhalb von Sekunden in eine Atmosphäre der äußersten Beklemmung umschlagen und unseren Puls rasen zu lassen. Der Auftakt zu Le temps du loup führt das wieder einmal vor. Wir sehen, wie eine Familie, Eltern und ihre zwei Kinder, wohl für ein Wochenende vor ihrem Ferienhaus ankommt und sich nun daranmacht, Vorräte ins Innere zu schaffen. Kaum drinnen, sehen sie sich in der Gewalt eines struppigen Gesellen, der sie, mühsam radebrechend, mit einem Gewehr bedroht, an seiner Seite allerdings eine Frau mit Kleinkind, was zusammen die Konnotation "Flüchtling" ergibt. Die Situation eskaliert nicht eigentlich; sie ist bereits auf dem Höhepunkt, und ohne eigentlichen Anlass fällt denn auch schon der Schuss, von dessen Wirkung wir bloß das Blut sehen, das auf Isabelle Hupperts Gesicht gespritzt ist. Das Entsetzen ist da und wird nicht mehr weichen ... Christoph Egger, in: Neue Züricher Zeitung, 27. 3. 2004