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Sie kamen, wir sahen, sie siegten

Redaktion
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Nach zehn Tagen neigt sich das Festival dem Ende zu und alle Preise sind vergeben. Das FILMFEST MÜNCHEN gratuliert allen Gewinner:innen.

Sie kamen, wir sahen, sie siegten

Es regnet Preise auf dem FILMFEST MÜNCHEN und das dieses Mal sogar ohne "echten" Regen. Auch in diesem Ausnahejahr haben alle Preisstifter es sich nicht nehmen lassen, das Festival zu unterstützen und somit die Preisverleihungen möglich zu machen. Einen herzlichen Dank dafür!

 

Förderpreis Neues Deutsches Kino

 

Gestern, am Freitag, den 09.07.2021, wurde bereits der Förderpreis Neues Deutsches Kino in vier Kategorien vergeben: Beste Produktion, Beste:r Schauspieler:in, Bestes Drehbuch und Beste Regie. 

Über die Auszeichnung entschied eine dreiköpfige Jury – in diesem Jahr waren das  Schauspielerin Sophie von Kessel, Schauspieler Komi M. Togbonou und die Intendantin der Münchner Kammerspiele, Barbara Mundel. Der Förderpreis Neues Deutsches Kino ist einer der wichtigsten und höchstdotierten Nachwuchspreise in Deutschland. Gestiftet wird der insgesamt mit 70.000 Euro dotierte Preis von der Bavaria Film, dem Bayerischen Rundfunk und der DZ Bank.

 

Pure Place Online 01

Beste Regie: Nikias Chryssos für A PURE PLACE

Die Jury war begeistert von dem aberwitzigen Film über eine Sekte mit Waschzwang und begründete ihre Entscheidung so:

"Nachdem wir alle solange nicht mehr im Kino waren, ist uns als Jury in dieser Woche noch bewusster geworden, wozu Kino in der Lage ist. Durch eindrucksvolle Bilder, die vor Phantasie strotzen und Bilder, die mit filmischen Effekten aufgeladen sind, wurde uns wieder klar, was man vom Kino erwarten darf: Alles, was fehlt, vielleicht im Leben jedes einzelnen! Das Ungewöhnliche, das auch mitunter Verstörende, gespickt mit Visionen des Unvorstellbaren. Wir als Jury hatten die Aufgabe, den Förderpreis Regie nach diesen Kriterien auszuwählen, und dazu gehörte in diesem Fall auch ein grossartig geführtes Kinderensemble. Wir haben uns daher entschieden den Förderpreis Neues Deutsches Kino in der Kategorie Regie an A PURE PLACE von Nikias Chryssos zu vergeben. Herzliche Gratulation!"

Nahschuss Online 01

Bestes Drehbuch: Franziska Stünkel für NAHSCHUSS 

Das Drama um einen Stasi-Aufsteiger in den Wirrungen der DDR konnte die Jury überzeugen: 

"Es gibt leider einen Umstand, der zur Besorgnis erregt: Die Menschen lesen weniger als früher. Die Tatsache, dass erst ein Drehbuch eine wahre Geschichte ins Zentrum einer Gesellschaft rücken kann, ist schon traurig genug, aber anscheinend notwendig. Es geht hier um eine wichtige deutsche Geschichte, die schockierend und irritierend das autoritäre Regime der DDR beschreibt. Die beunruhigende Wahrheit, dass bis Mitte der 1980er Jahre Todesstrafen in der DDR verhängt wurden, war, so glaube ich, nicht so vielen Menschen bekannt. Zur Aufarbeitung der gemeinsamen Geschichte gehört auch das Unerhörte, das Unausgesprochene, das Ungesehene und das Verdrängte hörbar und sichtbar zu machen.
Aus diesem Grund haben wir uns von der Jury entschieden:
Der Förderpreis Neues Deutsches Kino Kategorie Drehbuch geht an NAHSCHUSS von Franziska Stünkel.

Mein Sohn Online 01

Beste Produktion: Miriam Düssel für MEIN SOHN

Der starbesetzte Roadtrip-Movie mit Mutter und Sohn, die versuchen wieder zueinander zu finden, konnte sich in dieser Kategorie durchsetzen: 

"Mit großer Freude übergeben wir den Preis für die beste Produktion an den Kinofilm: MEIN SOHN. Diese psychologisch sehr fundierte Geschichte über eine extreme Mutter-Sohn-Beziehung ist modern, zeitgemäß und besonders berührend. Sie spiegelt die Entfremdung zweier Generationen sehr genau wider. Der extreme Auftakt des Filmes lässt den Zuschauer ab diesem ersten Moment nicht mehr los und es entwickelt sich ein Road-Movie, das Mutter und Sohn gemeinsam erleben. Durch die eindrücklichen Aufnahmen verschiedener Landschaften und die großartigen Dialoge zwischen Mutter und Sohn wird die Geschichte Schritt für Schritt zum echten Kinoerlebnis. So entfaltet sich eine sehr authentische Erzählung zwischen zwei Generationen, die scheinbar nichts miteinander anfangen können, sich aber trotz allem innig lieben. Im Mittelpunkt steht dabei stets die Leistung der zwei exzellenten Hauptdarsteller:innen. Wir freuen uns den Förderpreis für die beste Produzentin an Miriam Düssel zu übergeben."

Heikos Welt Online 01

Beste:r Schauspieler:in: Martin Rohde für HEIKOS WELT

Die Kiezkneipen-Komödie hat schon eine große Fangemeinde. Die Jury konnte Martin Rohdes Spiel auch überzeugen:

"Mit großer Freude übergeben wir den Preis für den besten Schauspieler/die beste Schauspielerin Martin Rohde in HEIKOS WELT.
HEIKOS WELT ist in vielerlei Hinsicht ein ungewöhnlicher Film und Martin Rohde ist der, „primus inter pares“ eines wunderbaren Ensembles von traurigen und tapferen Verlierern, von skurrilen Typen, die mit großen Herzen gegen Kälte, Armut, Demütigung und Einsamkeit ankämpften. Sie kämpften um einen Rest von Traum und Hoffnung auf ein besseres Leben. Alles würde Heiko für seine Mutter tun (großartig gespielt von Heike Hanold-Lynch), nur dass er dabei immer tiefer in den Schlamassel gerät, betrogen und verraten wird. Das ist tragisch und bitter, aber es gelingt Martin Rohde eine feine Gratwanderung, die seiner Figur Würde und Witz verleiht. Und gelassen, sehr gelassen bleibt Heiko: „Heiko kümmert sich, Mama!“ und wenn und wie er diesen Satz sagt, weiß man, es wird nicht gut werden. Aber er wird sich rächen – auf seine Art, mit übergroßen Tennisschlägen, aber wichtiger noch mit überragenden Dart-Spiel. Und so wird aus diesem ewigen Verlierer, aus diesem rührenden und nervigen Überlebenskünstler, durch seinen großen Sieg beim Berliner Kneipen-Dart ein kleiner Sieger. Wie Martin Rohde das spielt, uneitel, präzise, anrührend, mit Witz und glaubhafter Verbundenheit zu der Welt des Dart, der Currybuden und Eckkneipen und ihren Menschen – das halten wir für absolut sehenswert.
Herzlichen Glückwunsch, Martin Rohde!"

FFMUC 20210709 RH Foerderpreis045

Die glücklichen Gewinner:innen: Franziska Stückel (NAHSCHUSS), Miriam Düssel (MEIN SOHN), Martin Rohde (HEIKOS WELT) und Alexis von Wittgenstein, der den Preis stellvertretend für Nikias Chryssos (A PURE PLACE) annahm.

Seules Les Betes Online 03

Arri/Osram Award

 

Der Preis im Wettbewerb CineMasters ist der Hauptpreis des FILMFEST MÜNCHEN und wird von den langjährigen Partnern ARRI und OSRAM gestiftet. Bettina Reitz, Präsidentin der Hochschule für Fernsehen und Film München, Schauspieler und Synchronsprecher Max von der Groeben und Roger Diederen, Kunsthistoriker und Direktor der Kunsthalle München, wählten den Preisträgerfilm aus den zehn Beiträgen des Wettbewerbs aus und sie kürten DIE VERSCHWUNDENE von Dominik Moll als Besten Internationalen Film:

„Der Film erzählt nicht nur auf sehr raffinierte Weise eine zutiefst menschliche Geschichte über Einsamkeit und die Suche nach Liebe, sondern spannt den Bogen von menschlichen Verfehlungen und Lügen hin zu großen sozial-gesellschaftlichen Themen wie den Folgen des Kolonialismus. DIE VERSCHWUNDENE erzählt packend, spannend und ergreifend, wie aus scheinbar privaten Begegnungen und Handlungen komplexe Zusammenhänge und dramatische Konsequenzen entstehen können. Abgesehen davon sind die Schauspielerinnen und Schauspieler hervorragend gecastet und stellen ausnahmslos vielfältige und glaubwürdige Charaktere dar, mit denen man sich sofort identifizieren kann und deren Sogkraft niemand entkommt“, so die Jury und weiter. „Dominik Molls DIE VERSCHWUNDENE bietet viel Stoff zum Nachdenken, nicht zuletzt darüber, wie wir uns zu unseren Mitmenschen verhalten. Auch damit ist diese französisch-deutsche Koproduktion bestes europäisches Kino, wie die Jury es gerne mehr sehen würde.“ 

Nuit Des Rois Online 01

CineVision Award

 

Der CineVision Award wir an den Besten Internationalen Nachwuchsfilm verliehen und wird von MPLC gestiftet. Die Preisjurorinnen waren in diesem Jahr Theater-Regisseurin Pınar Karabulut, die seit 2020 zum Künstlerischen Leitungsteam der Kammerspiele gehört, Yodit Tarikwa, als Schauspielerin festes Ensemblemitglied des Residenztheater München, und Mirjam Zadoff, Direktorin des NS-Dokumentationszentrums München. Sie wählten eine Koproduktion von der Elfenbeinküste mit Frankreich, Kanada und dem Senegal: Philippe Lacôtes LA NUIT DES ROIS.

„Regisseur Philippe Lacôte untersucht in seinem Film die Fragen des Erzählens in einer Gesellschaft voller Gewalt. Durch die Schönheit des prä-kolonialen Afrikas, gepaart mit der harten Realität und der Aneignung der eigenen Geschichte, bringt der Regisseur eine autonome afrikanische Erzählung in den Vordergrund. Tänzerische Elemente, Gesänge und Momente der Sanftheit füllen die Räume des Gefängnisses für die Dauer der Erzählung, die sich von ihrem Erzähler wegbewegt und ihm so – möglicherweise? – das Leben rettet. Aus einer unerträglichen Realität entsteht ein Märchen des 21. Jahrhunderts, ein Kammerspiel im gesetzlosen Raum, eine Suche nach Werten in einer Welt, die Menschen zugleich zu Tätern wie zu Opfern macht.“

Außerdem sprach die Jury eine Lobende Erwähnung für den Film LA INNOCÈNCIA von Lucía Alemany aus: „Liebevoll und unmittelbar folgt die Kamera der 15-jährigen Protagonistin durch einen Sommer voller Emotionen, Hoffnungen und Enttäuschungen in einem beeindruckenden Film von Lucía Alemany über die universelle Enge und Gefangenheit, in der viele Frauen – noch immer – leben.“

Monday Um Zehn Online 01

FIPRESCI-Preis

 

Die FIPRESCI-Preise sind Filmpreise, die von der internationalen Filmkritiker- und Filmjournalisten-Vereinigung Fédération Internationale de la Presse Cinématographique vergeben werden. Beim FILMFEST MÜNCHEN kürte eine dreiköpfige internationale Jury den besten Film in der Reihe Neues Deutsches Kino. Die diesjährige Jury setzte sich zusammen aus dem schwedischen Kritiker, Redakteur, Musiker und Schauspieler Anders E. Larsson, dem italienischen Filmkritiker, Autor und Universitätsprofessor Marco Lombardi und der Filmkritikerin, Sprachlehrerin, Regisseurin und Dozentin Anne-Christine Loranger, die aus Québec stammt. 2021 geht der FIPRESCI-Preis an Mareille Klein für MONDAY UM ZEHN:

„Das moderne Europa ist ein facettenreicher Kontinent, auf dem es mehr denn je zu vielfältigen Begegnungen kommt. Diese Begegnungen schaffen Reibungen, die zu Quellen der Öffnung werden können. Der von der FIPRESCI-Jury ausgewählte Film handelt von zwei sehr unterschiedlichen Menschen, die einen gemeinsamen emotionalen Zustand von Verlust und Sehnsucht teilen. Dieser täuschend einfache, brillant gespielte Film zwingt uns durch seine Eleganz und Poesie, unsichtbaren, alltäglichen Diskriminierungen entgegenzutreten und dabei die Liebe als einzige Medizin anzunehmen. Es ist uns eine Ehre, den internationalen Kritikerpreis an MONDAY UM ZEHN (Buch und Regie: Mareille Klein), zu vergeben.“

Trans Online 01

Bayern 2 und SZ Publikumspreis

 

Alle Zuschauer:innen haben während des Festivalzeitraums die Möglichkeit für ihren Favoriten abzustimmen. Am letzten Tag wird das Voting geschlossen und der Gewinnerfilm bekannt gegeben. Und sie haben sich dieses Jahr für einen spannenden Dokumentarfilm entschieden: Der Bayern 2 und SZ Publikumspreis geht an den Film TRANS – I GOT LIFE von Imogen Kimmel und Doris Metz.

Alle weiteren Preise, die im Rahmen des FILMFEST MÜNCHEN 2021 verliehen wurden finden sie auf unserer Preis-Übersichtsseite. Und damit verabschiedet sich das #ffmuc Team von allen Zuschauern, Gästen und teilnehmenden Filmen, die in den letzten zehn Tagen bei allen Witterungsbedingungen Stimmung gemacht haben. Was für ein Abenteuer! Vielen Dank, dass ihr Teil davon wart. 

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