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Filmtastisch!

Michael Stadler
Michael Stadler

Das Programm unserer Ehrengäste, Werke aus aller Welt zwischen Star-Glamour und Independent-Kino und Geschenke an unser Publikum

Filmtastisch!

ehrengäste

 

Mit dem diesjährigen CineMerit Award ehrt das FILMFEST MÜNCHEN Barbara Sukowa, eine Schauspielerin, die über Dekaden hinweg im nationalen wie internationalen Kino schillernde, facettenreiche Frauenfiguren gespielt hat. Anlässlich der Verleihung des CineMerit Awards wird mit Aufführungen von ROSA LUXEMBURG (1986) und WIR BEIDE (2019) ein Blick zurück in Sukowas Œuvre geworfen. Direkt im Anschluss an die Preisverleihung wird ihr neuer Film DALÍLAND gezeigt, in dem sie Salvador Dalís Gattin Gala Éluard spielt – erneut eine eindrucksvolle Performance.

Mit einer kompletten Werkschau wird die österreichische Regisseurin Jessica Hausner beim Filmfest bedacht. Dabei werden ihre bisherigen fünf Langfilme gezeigt – LOVELY RITA (2001), HOTEL (2004), LOURDES (2009), AMOUR FOU (2014), LITTLE JOE – GLÜCK IST EIN GESCHÄFT (2019) – als auch ihr neues Werk CLUB ZERO, das im diesjährigen Wettbewerb von Cannes seine Weltpremiere hatte und nun auf dem Filmfest erstmals in Deutschland zu sehen sein wird. Die Retrospektive gibt die Möglichkeit, die Handschrift der Regisseurin, ihren starken Stilwillen, ihr gekonntes Spiel mit Genreversatzstücken ausführlich zu entdecken. Jessica Hausner wird selbst bei der Deutschlandpremiere von CLUB ZERO und bei weiteren Filmaufführungen ihrer früheren Werke anwesend sein.

Bereits zum vierten Mal kooperiert das Filmfest mit dem Museum Brandhorst. Unter dem Titel URANIANS hat die Künstlerin A.L. Steiner ein Film- und Videoprogramm zusammengestellt, in dessen Rahmen mehrere Premieren und Hommagen stattfinden, mit speziellem Fokus auf Werke, in denen queere und weiblich gelesene Sexualität dargestellt, hinterfragt, gefeiert wird. Im Rahmen des URANIANS-Programms findet die Hommage für Shu Lea Cheang statt, die sich zwischen queerem Kino, Cyberpunk, Pornografie, Installations- und Performancekunst bewegt. Zwei Kurzfilme und drei Spielfilme aus Cheangs Œuvre werden gezeigt sowie ihr neues Werk UKI als Weltpremiere. In UKI will Sexarbeiterin und Replikantin Reiko die Kontrolle über ihren digitalen Körper zurückzugewinnen – eine filmische Tour de Force mit viel Sex, unter anderem angelehnt an Ridley Scotts BLADE RUNNER.

Uki Online1

UKI

Daliland

Dalíland

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Club Zero

Spotlight

 

„Starkino, Genreperlen und das besondere Filmereignis”- all das und noch viel mehr findet sich auch in diesem Jahr in unserer Reihe „Spotlight”. Wenn Sie insbesondere Lust auf längst etablierte, sich aber immer wieder selbst herausfordernde Schauspieler:innen vor der Kamera haben, können wir Ihnen zum Beispiel den Mantel-und-Degen-Film UNE AFFAIRE D’HONNEUR von Vincent Perez empfehlen, mit Weltstar Roschdy Zem als charismatischem Fechtmeister. Oder das Regiedebüt von Argentiniens Superstar Dolores Fonzi, BLONDI, in dem sie selbst die Titelrolle spielt. Oder DALÍLAND mit Sir Ben Kingsley als Salvador Dalí und unserer CineMerit-Preisträgerin Barbara Sukowa als Dalís Frau Gala.

In WHEN YOU FINISH SAVING THE WORLD spielt Finn Wolfhard, bekannt aus der Sci-Fi-Serie STRANGER THINGS, die männliche Hauptrolle, Regie führte der als Schauspieler bekannte Jesse Eisenberg (THE SOCIAL NETWORK). Der große britische Regisseur Stephen Frears (GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN) ist mit seinem neuen Werk THE LOST KING dabei, die Hauptrolle spielen Sally Hawkins (HAPPY GO LUCKY) und Steve Coogan, der mit Frears schon PHILOMENA drehte. Ebenfalls grandios: Timothy Spall, u.a. bekannt aus dem famosen Biopic über den englischen Meistermaler William Turner. Spall kämpft in der Rolle eines Kriegsveterans in der isländischen Komödie NORTHERN COMFORT mit anderen gegen die Flugangst, während William Shatner als Captain Kirk auf dem Raumschiff Enterprise ja eigentlich nie Probleme mit dem Fliegen hatte. In dem Dokumentarfilm YOU CAN CALL ME BILL wird er von Regisseur und Filmfest-Stammgast Alexandre O. Philippe porträtiert.

Eine ganze Horde von Stars bringt, wie so oft, Hermann Vaske vor die Kamera. Er beschäftigt sich erneut mit seinem Steckenpferd: der Frage nach der Kreativität. CAN CREATIVITY SAVE THE WORLD?, will er nun von prominenten Künstler:innen wissen – zu Vaskes Werk gibt es zudem eine Ausstellung im Literaturhaus! Überbordend kreativ ist der brasilianische Animationsfilm DAS GEHEIMNIS DER PERLIMPS, in dem zwei Geheimagent:innen auf eine Mission in einen verzauberten Wald geschickt werden. Seit 1983 auf Tour ist Franz X. Gernstl mit seinen Kompagnons HP Fischer und Stefan Ravasz. Der Film GERNSTLS REISEN – AUF DER SUCHE NACH IRGENDWAS vereint auf der Leinwand die emotionalsten und amüsantesten Geschichten, die sie während vier Dekaden eingesammelt haben.

Deutsches Starkino bieten beispielsweise ONE FOR THE ROAD (von Markus Goller, u.a. mit Frederick Lau und Nora Tschirner) und PARADISE (von Boris Kunz, u.a. mit Kostja Ullmann und Corinna Kirchhoff). Aus Italien kommt grandiose, originelle Unterhaltung mit Paolo Genoveses IL PRIMO GIORNO DELLA MIA VITA (mit Toni Servillo) und SICCITÀ von Paolo Virzí. Und wer einen Klassiker des taiwanischen Films in einer brillant restaurierter 4K-Version auf großer Leinwand erleben will, liegt mit MILLENNIUM MAMBO aus dem Jahr 2001 genau richtig.

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Millennium Mambo

International independents

 

„Cinephile Entdeckungen, Indie-Komödien, politischer Zündstoff – jenseits des Mainstreams die Welt entdecken”. So lautet die Reihenbeschreibung für die „International Independents”. Politischer Zündstoff findet sich in diesem Jahrgang zuhauf, in unterschiedlicher Form. Der kubanische Regisseur Pavel Giroud konnte zum Beispiel für EL CASO PADILLA auf altes Archivmaterial zurückgreifen, das bislang unter Verschluss gehalten wurde. Zu sehen ist, wie der gerade aus dem Gefängnis entlassene Dichter Heberto Padilla eine Rede vor der kubanischen Schriftstellergilde hält, in der er sich und andere anklagt, die Revolution verraten zu haben. Das irritierende Zeitdokument kombiniert Giroud mit anderem Archivmaterial zu einem packenden Dokumentarfilm, der einiges über politischen Druck und die Meinungsfreiheit in Lateinamerika, damals wie heute, erzählt. Helena Ignez, Ikone des brasilianischen Underground-Kinos, setzt mit A ALEGRIA É A PROVA DOS NOVE hingegen ein starkes sexpositives Zeichen. Die 80-Jährige gibt Online-Coaching-Kurse über den weiblichen Orgasmus, initiiert queerfeministische Projekte und missioniert mit einem schwarzen Priester die Kirche...

Streng katholisch ist das Elternhaus in einem Walliser Bergdorf im Jahr 1900 – eine junge Frau begibt sich in dem Schweizer Spielfilm FOUDRE auf den Weg zur Emanzipation aus diesem repressiven Klima. Letztlich gibt es immer Hoffnung auf ein bisschen Veränderung, auch im heutigen Indien: Aus den ärmlichen Verhältnissen, in der Handelsvertreterin SHIVAMMA mit ihrer Familie lebt, scheint es auf den ersten Blick keinen Ausweg zu geben, aber die Marketing-Strategie eines Energy-Drinks gibt ihr dennoch Zuversicht... In der Stadt Srinagar im ewigen politischen Brennpunkt Kaschmir macht sich Nargis auf die Suche nach ihrem verschleppten Ehemann und landet mit ihm und einem anderen Mann in einem Chaos der politischen Verwicklungen und Gefühle (THE WINTER WITHIN).

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A ALEGRIA É A PROVA DOS NOVE

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SHIVAMMA

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THE WINTER WITHIN

Die Irrungen und Wirrungen des Erwachsenenwerdens beleuchten sowohl BEFORE I CHANGE MY MIND des Kanadiers Trevor Anderson als auch EDGE OF EVERYTHING des US-Regie-Duos Sophia Sabella und Pablo Feldman (Weltpremiere beim Filmfest!). Ihr Coming of Age erleben auch Iris und ihr Zwillingsbruder in dem ecuadorianischen Spielfilm DIE HAUT DES TINTENFISCHS, während zwei Schülerinnen in Südkorea weniger mit ihrem sexuellen Erwachen beschäftigt sind als mit einer fiesen Mobberin, an der sie sich rächen wollen – bis das Blatt sich in HAIL TO HELL überraschend wendet.

Schnell kann es gehen, dass die eigene Welt auf den Kopf gestellt wird: durch eine Krebsdiagnose (bei einer karriereorientierten Moderatorin eines ukrainischen Fernsehsenders in LUCKY GIRL) oder den Tod eines nahestehenden Menschen, etwa in dem mit acht Japanese Academy Awards ausgezeichneten Meisterwerk A MAN oder in dem israelisch-französischen Spielfilm THE OTHER WIDOW, wo die Geliebte eines verheirateten Bühnenautors als Letzte von dessen Ableben erfährt, dann am Trauerritual in dessen Haus teilnimmt und dessen Familie, inklusive Ehefrau, kennenlernt...

Das klingt eher dramatisch als heiter, aber der Humor kommt bei den International Independents dennoch nicht zu kurz: In THE HAPPIEST MAN IN THE WORLD zünden bei einem tagelangen Speed Dating einige trockene Pointen, auch wenn es in dem Film der nordmazedonischen Regisseurin Teona Struger Mitevska (GOTT EXISTIERT, IHR NAME IST PETRUNYA) auch um (Kriegs-)Schuld und die Hoffnung auf Vergebung geht. Und in dem Animationsfilm SAULES AVEUGLES, FEMME ENDORMIE von Pierre Földes werden gleich sechs Kurzgeschichten von Haruki Murakami herrlich schräg verarbeitet – mit einem Frosch als redseligem Protagonisten.

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Jenseits der Stille

40 jahre FFMUC

 

Das Filmfest wirft anlässlich seines Geburtstags außerdem einen Blick zurück und zeigt noch einmal kostenlos cineastische Höhepunkte der letzten vier Jahrzehnte – vom großen Klassiker bis zum mutigen Geheimtipp. Der oscarnominierte Film JENSEITS DER STILLE von Caroline Link, wurde bereits im Jahr 1996 dem Münchner Publikum präsentiert und begeistert aufgenommen. Er erzählt die Geschichte der jungen Frau Lara, Tochter gehörloser Eltern, die ihren eigenen Weg durchs Leben sucht und findet. Weiter können der feministische 80er-Jahre Film BORN IN FLAMES von Lizzie Borden, SCHÖNE TOTE MÄDCHEN (2002) von Dalibor Matanić aus Kroatien und Jakob Lass’ LOVE STEAKS (2013) wieder entdeckt werden. Von dem britischen Regisseur und Video-Künstler Sir Isaac Julien, der Bereits im Mai im Rahmen einer Kooperation mit dem Museum Brandhorst in München war, wird YOUNG SOUL REBELS gezeigt, womit er 1991 zum ersten Mal Gast beim Filmfest war.

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