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Die Farben des Lebens

Oliver Armknecht
Oliver Armknecht

Von Brasilien bis Fuerteventura: Queerness zwischen gesellschaftlichen Konventionen

Die Farben des Lebens

PEDÁGIO

Im Juni feiert die LGBTQIA+ Community traditionell ihren Pride Month – mit vielen Regenbögen auf dem CSD, der großen Demonstration für gesellschaftliche Akzeptanz queerer Menschen. Nur ein paar Tage nach dem 21. Juni, der Pride-Parade, bietet das FILMFEST MÜNCHEN einen weiteren Höhepunkt: Wir zeigen eine bunte Mischung an Filmen, die sich aus verschiedenen Perspektiven wie Ländern mit Queerness und Diversität beschäftigen.

Auch wenn viele Gesellschaften inzwischen deutlich toleranter geworden sind, mancherorts ist es weiterhin ein Problem, wenn man ein wenig anders ist. Diese Erfahrung macht der 17-jährige Tiquinho in PEDÁGIO. Bislang lebte dieser offen als queerer Influencer. Seiner Mutter passt das gar nicht, deshalb will sie ihren Sohn zu einer Umkehrtherapie drängen. Nur woher soll das Geld dafür kommen? Ein bisschen besser ergeht es den Protagonisten in VIÊT AND NAM. Zumindest haben die beiden jungen Männer, die gemeinsam in einer Kohlemine arbeiten, einander gefunden, auch wenn niemand davon erfahren darf. Aber es ist unklar, ob die Beziehung eine Zukunft hat: Verfolgt von den Geistern der Vergangenheit, sind Viêt und Nam auf der Suche nach dem Glück, von dem niemand weiß, wo es wartet.

Sad Jokes Online1

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Viet And Nam Online1

viÊt and nam
Foto: Nicolas Graux

Les Jours Heureux Online2 (1)

les jours heureux
Foto: Laurence Grandbois Bernard

Ebenfalls an einem Wendepunkt in ihrem Leben ist Emma in LES JOURS HEUREUX. Die talentierte Dirigentin steht kurz vor ihrem Durchbruch und bereitet sich auf einen wichtigen Auftritt vor. Dabei hat sie auch privat einiges um die Ohren, vor allem mit ihrem Vater, der sie sehr fördert – aber auch sehr fordernd ist. Und dann wäre da noch ihre Partnerin. Die war bis vor Kurzem mit einem Mann zusammen, von dem sie eine Tochter hat, und hadert noch mit der neuen Beziehung. Komplizierte Familienverhältnisse gibt es auch in der Tragikomödie SAD JOKES. Dort steht der homosexuelle Regisseur Joseph im Mittelpunkt, der mit seiner besten Freundin einen kleinen Sohn hat. Als diese in einer Klinik landet, kommt Joseph ganz schön ins Schwimmen: Er muss sein Familienleben, seine filmische Arbeit und die Trennung von seinem Ex unter einen Hut bekommen. Richtig chaotisch wird es dann in der in New York City spielenden Komödie STRESS POSITIONS. Darin harrt inmitten des Corona-Lockdowns Terry in der Wohnung seines Ex-Manns aus, gemeinsam mit seinem unverschämt gutaussehenden Model-Neffen Bahlul aus Marokko. Und den ganzen anderen Leuten, die dort ein- und ausgehen und für jede Menge Trubel sorgen.

Eine ähnlich wilde Mischung aus verschiedenen kulturellen Einflüssen erwartet das Publikum in THE QUEEN OF MY DREAMS. Dort folgen wir Azra, deren Familie von Pakistan nach Kanada ausgewandert ist. Auch als homosexuelle Muslimin ist sie es gewohnt, irgendwie zwischen den Stühlen zu sitzen – zumal ihre konservative Mutter nicht viel von ihrem Lebensstil hält. Dabei muss Azra nach einem einschneidenden Erlebnis feststellen, dass sie mit ihr deutlich mehr gemeinsam hat, als sie dachte. Das Thema Identität spielt auch in ALL WE EVER WANTED eine große Rolle. Erneut steht eine schwierige Mutter-Tochter-Beziehung am Anfang. Diese führt jedoch dazu, dass Désirée, ihr Lover Elias und ihr schwuler Freund Sal einen Selbstfindungstrip durch Fuerteventura starten und dabei kontinuierlich in neue Rollen schlüpfen.

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THE QUEEN OF MY DREAMS

Frau Aus Freiheit Online1

FRAU AUS FREIHEIT

All We Ever Wanted Online2

ALL WE EVER WANTED

Doch was, wenn die einem zugewiesene Rolle falsch ist? Von solchen Fällen sprechen zwei weitere Filme, die das FILMFEST MÜNCHEN zeigt. FRAU AUS FREIHEIT erzählt die Geschichte von Anieli. Sie wurde als Adam geboren und versuchte, die Erwartungen zu erfüllen, die an sie gestellt wurden: Als Adam wahrt sie den äußeren Schein, heiratet und gründet eine Familie. Doch in einem langen Prozess wird sich die Protagonistin ihres Frauseins bewusst und beginnt einen mehrere Jahrzehnte andauernden Kampf – mit dem einzigen Ziel, endlich sie selbst sein zu dürfen.

In UNGESCHMINKT hat die Hauptfigur Josefa ihre Transition bereits abgeschlossen. Als sie nach über 40 Jahren in ihr Heimatdorf zurückkehrt, in dem sie noch als Josef bekannt ist und das sie einst im Streit verlassen hat, muss sie sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen. Und mit der Frage, wie sie ihre Erinnerungen mit ihrer Gegenwart in Einklang bringen kann.

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