Blog

Was muss bleiben

Redaktion
Redaktion

Michael Althens VHS-Sammlung im Pavillon 333

Was muss bleiben

„Was den Sammler des Weiteren umtreibt, ist das Bedürfnis, dem Leben eine Ordnung zu verleihen, die es sonst nicht hat. Gegen die Unübersichtlichkeit des Alltags, gegen das Chaos der Emotionen und Beziehungen wird die scheinbare Ordnung der Sammlung gesetzt. Wobei die Ruhe trügerisch ist: Denn nie ist eine Sammlung so komplett, perfekt und umfangreich, wie sie sein sollte oder könnte. Denn zwar will der Sammler die Welt im Kleinen wiedergeben, aber die Bescheidung ist seine Sache nicht – am Ende mündet alles in einen Wahn: nichts zu übersehen, nichts auszulassen, nichts zu vergessen. Man könnte das Alzheimers Wahn nennen.“ Auszug aus Michael Althens Text zur Ausstellung „Deep-Storage – Arsenale der Erinnerung“ im Haus der Kunst (1997).

Zum 41. FILMFEST MÜNCHEN wird im Pavillon 333 die private Filmsammlung des 2011 verstorbenen Filmjournalisten Michael Althen präsentiert. Von den 1980er Jahren bis in die frühen 2000er hat der Münchner Kritiker über 5500 Filme bei Ausstrahlung im Fernsehen auf VHS-Kassetten aufgezeichnet, nummeriert und archiviert. Von den großen Klassikern über B-Movies bis zu Lieblingsfilmen. Dazwischen auch Filmpreis-Verleihungen und Baseball-Spiele. Ob sich die Aufnahmen noch einmal angesehen wurden oder nicht, allein, dass sie ständig zugänglich waren, war der Sinn der Sache.

Sophie Mühe und Artur Althen sind beide in cineastischen Haushalten großgeworden und lieben es, Filme zu schauen und Filme zu machen. Gemeinsam begeben sie sich mit der Althenschen VHS-Sammlung auf die Suche nach Klassikern und anderen Filmen, die nicht im Kanon gelandet sind, nach vergessenen und verschwundenen Filmen, die nicht die Transition in das nächste Medium geschafft haben.

Die Sammlung wird also noch einmal unter die Lupe genommen, bevor sie endgültig aufgelöst wird. In der Ausstellung „Was muss bleiben“ wühlen Sophie Mühe und Artur Althen performativ in dem Fundus, spielen Kassetten auf (Röhren-)Fernsehern ab, öffnen den Raum für den (Film-)Dialog und zeigen in fünf Screenings Fundstücke aus der privaten Sammlung eines leidenschaftlichen Kinogängers. Frei nach dem Motto von Michael Althen: „Nur mal reinschauen“.

„Was muss bleiben“ kollaboriert mit dem jungen Münchner Filmmagazin „Revü - Flugblatt für Film“, um die neue Generation von Kritiker:innen in den Dialog  einzubinden. An den fünf Ausstellungstagen werden ausgewählte Filme gezeigt und Althen- sowie Revü-Texte gelesen von unter anderem Anna Maria Mühe, Liliane Amuat, Johannes Nussbaum und Thomas Hauser.

30.06. - 04.07. Pavillon 333 (Türkenstraße 15)

Geöffnet ab 12:00 Uhr

Screenings um 15:00 Uhr

Am 02.07. um 15 Uhr spricht Artur Althen mit dem Regisseur und Autor Dominik Graf und der Kritikerin und Kinobetreiberin Doris Kuhn (Werkstattkino) über das Sammeln und die Erinnerung.

Weitere Artikel

Kurz mal Demokratie wählen
Blog

Kurz mal Demokratie wählen

27. August 2024

Filmfestivals in Deutschland rufen dazu auf, für demokratische Grundwerte einzustehen

Sommer-Kino der Superlative
Blog

Sommer-Kino der Superlative

17. Juli 2024

In Kooperation mit dem Kino am Königsplatz, organisiert von Kinoliebe, präsentiert das FILMFEST MÜNCHEN zwei Abende in der einzigartigen Open-Air Location und einen Abend im Kino, Mond & Sterne – mit ganz großem Kino und Star-Besuch! 

Es regnet Preise!
Blog

Es regnet Preise!

6. Juli 2024

Das 41. FILMFEST MÜNCHEN geht zu Ende, alle Preise sind vergeben. Hier gibt es alle Gewinner:innen und die Begründungen der Jurys im Überblick.